Portrait

Bereit für den Sprung

Marc-Oliver Henk, 49, ist examinierter Altenpfleger und arbeitet seit Februar 2020 auf der Station 4D des Kopf- und Neurozentrums am UKE.

Bin ich nicht schon zu alt für einen Neueinstieg? Ein guter Bekannter, der am UKE arbeitet, hat meine Bedenken zerstreut: ‚Mensch, bewirb dich doch einfach!‘

Mein Berufsweg enthält einige Richtungswechsel: zuerst einige Jahre Profimusiker mit eigener Band, mit Konzerten und Plattenaufnahmen, eine tolle Zeit; ab Mitte der 90er dann freiberuflicher Webdesigner, auch spannend und einträglich. Aber irgendwann wurde es mir am Rechner zu anonym, ich wollte direkt mit – und für – Menschen arbeiten. 2012 habe ich beschlossen, in die Altenpflege zu gehen. Dies war für mich eine richtungsweisende 180-Grad-Wende.

Eine gewisse Vorerfahrung brachte ich mit: Den Zivildienst hatte ich in einem Alten- und Pflegeheim absolviert. Außerdem arbeitete meine Mutter als Krankenschwester, zwei Tanten und ein Onkel waren in der Altenpflege, da erfährt man schon einiges. Aber dass mich dieser Beruf auch persönlich so sehr weiterbringen würde, hätte ich nie gedacht. Im geschützten Wohnbereich für Demenzkranke habe ich erfahren, wie viel Potenzial in der Zusammenarbeit mit den Betroffenen steckt. Ich habe mich zur Fachkraft für Gerontopsychiatrie und zur verantwortlichen Pflegefachkraft weiterentwickelt, aber dann doch das starke Bedürfnis verspürt, noch einmal den Sprung zu riskieren und mich im UKE zu bewerben. Es war die beste berufliche Entscheidung meines Lebens.

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Einen Tag lang habe ich auf der Neurologie hospitiert, danach wusste ich: Das ist genau das, was du machen willst. Im Februar 2020 habe ich auf der Station 4D des Kopf- und Neurozentrums angefangen, wo Patienten mit unterschiedlichen neurologischen Erkrankungen wie z.B. Morbus Parkinson und auch ältere, dementiell erkrankte Menschen untersucht und behandelt werden. Es passte perfekt. Ins kalte Wasser brauchte ich nicht zu springen, eher war es ein sanftes Eintauchen und Gewöhnen. Das Team hat mich mit Ruhe und Geduld unterstützt. Vor allem war ich sehr dankbar, dass das Team mich auch mit meiner Ausbildung zum Altenpfleger direkt akzeptiert hat. Denn bisher würde ich mich ja mit meiner Ausbildung im UKE schon noch als „Exot“ bezeichnen. Zusätzlich interessiere ich mich für Fortbildungen rund um den Themenbereich Pflege in der Akademie für Bildung und Karriere.

Das Zusammenspiel der verschiedenen fachlichen und therapeutischen Disziplinen ist faszinierend und bereichernd, und ich freue mich auf meine Arbeit, wenn ich von Eimsbüttel nach Eppendorf radele.

Meine Eingangsfrage ist längst beantwortet: Man ist nie zu alt, wenn man Lust aufs Lernen hat und bereit ist, sich auf Neues einzulassen.